Juli 6

Krypto-Nation Schweiz – Crypto Valley und Wirklichkeit

Die kleine Schweiz spielt seit Jahren international in der Krypto Champions League, mit dem sogenannten Crypto Valley.

Warum ist das so und was haben die Eidgenossen anders oder richtig gemacht? 

Der Finanz Uhu aus der Schweiz berichtet hier auf cryptoeinfach über die Situation im Crypto Valley Schweiz.

Im folgenden Blogbeitrag möchte ich dies erklären.


Bereits 2013 startete mit Bitcoin Suisse ein ausschliesslich auf Krypto-Assets spezialisierter Schweizer Finanzdienstleister und bot bereits 2014 auf regulierter Basis Dienstleistungen für private und institutionelle Kunden an. Die Ansiedlung im Kanton Zug, in der Zentralschweiz, war klar kein Zufall, der kleine Kanton südlich von Zürich hat eine lange wirtschaftsfreundliche Tradition mit im Vergleich offenen und kooperativen lokalen Behörden. Dort entstand der Begriff "Crypto Valley".

Denn schon lange vor der Erfindung der Blockchain führten dutzende Unternehmen aus den Bereichen Rohstoffhandel, Pharmazie oder Finanzen Ihre Geschäfte von der Stadt Zug aus – die niedrige Besteuerung der Unternehmensgewinne war natürlich ebenfalls ein Pull-Faktor.

In 2015 verlegte dann XAPO, ein führender Anbieter von Aufbewahrungslösungen für Bitcoin seine Geschäftstätigkeit nach Zug und nutze ganz bewusst die Vorteile und Tradition der Schweiz im Bezug auf den Schutz von privaten Eigentumsrechten und finanzieller Sicherheit

XAPO hat mittlerweile seinen Hauptsitz in Hong Kong – das Thema politische Sicherheit bzw. das Verlassen der Schweiz könnte sich, angesichts der immer mehr eskalierenden Lage in Hong Kong als Bumerang erweisen.

Im gleichen Jahr brachte dann eine Gruppe von innovativen Nerds und Visionären Ethereum im Kanton Zug auf den Weg. Die mittlerweile zweitgrösste Kryptowährung der Welt und Basis von Smart Contracts wird bis heute von der Ethereum Foundation geleitet, einer Stiftung nach Schweizer Recht.

Angesichts so viel Progressivität wollten die Zuger Behörden natürlich nicht hinten anstehen, bereits seit dem Sommer 2016 kann  man bei der Stadt Zug Zahlungen in Bitcoin leisten, seit 2021 ist sogar das Begleichen der Steuerrechnung im ganzen Kanton Zug mit Bitcoin und Ethereum für Private und Unternehmen möglich.


Doch woher kommt nun der Begriff Krypto-Nation?

Es ist tatsächlich eine Wortkreation des damaligen Schweizer Wirtschaftsministers Johann Schneider Ammann, welcher anlässlich der Eröffnung der internationalen Crypto Finance Conference 2018 in St. Moritz mit seiner Rede diesen Begriff prägte – sehr zur Freude der anwesenden FinTech-Unternehmer, weniger zur Freude ausländischer Behörden, das  US-Aussendepartement soll sogar offiziell eine Rüge gesprochen haben.    

Tatsächlich aber hat sich die Schweiz innerhalb weniger Jahre als eine der führenden Blockchain-Nationen der Welt etabliert. Die Eidgenossenschaft verfügt über eines der fortschrittlichsten und  klarsten Regelwerke, welches Anfang 2018 durch die eidg. Finanzmarktaufsicht FINMA eingeführt wurde. Die wegweisenden Richtlinien zu den verschiedenen Token und ihrem Gebrauch fanden international viel Beachtung und könnten quasi als Blaupause für andere Behörden dienen. 

Dieses moderate laissez-faire Regelwerk lässt innovative Geschäftsmodelle, Produkte und Dienstleistungen in einer technologisch zunehmend dezentralen Welt zu und stärkt damit den Wirtschafts- und Innovationsstandort Schweiz – umso besser wenn Politik und Wirtschaft zur Abwechslung mal an einem Strang ziehen.

Schön nachzulesen ist die unglaublich dynamische Entwicklung im Crypto Valley Top 50 Report von CV Venture Capital. Das ist ein Risikokapitalgeber aus Zug, welcher in Kooperation mit der renommieren Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PWC und anderen Partnern jedes Halbjahr diesen Report publiziert.

Schon die reinen Fakten aus dem Report 2020 lesen sich eindrücklich:

  • Die Crypto Valley Top 50 Unternehmen werden gesamthaft mit ca. 255 Mrd. USD bewertet
  • Die Anzahl der Unternehmen im Crypto Valley beträgt 960.
  • Die Anzahl der durch Blockchain-Unternehmen beschäftigten Mitarbeiter im erweiterten Crypto Valley, also Schweiz und Liechtenstein stieg auf 5‘184 Menschen.
  • Das Crypto Valley zählt nun 11 Einhörner, sprich Unternehmen deren Bewertung mehr als eine Milliarde USD beträgt. 


Die Liste ist das Who-is-who der Szene:

  • Ethereum ($157.2B)
  • Cardano ($40.6B)
  • Polkadot ($29.3B)
  • Aave ($3.9B)
  • Cosmos ($3.8B)
  • Solana ($3.3B)
  • Tezos ($2.6B)
  • Dfinity ($2B)
  • Near ($1.1B)
  • Nexo ($1.1B)
  • Diem ($1B).


Weiterhin gehören jetzt die Unternehmen Solana, 21Shares, SwissBorg, Curve Financial, Oxygen, Enzyme, and Maps.me zur Liste der Krypto Valley Top 50.

Von seitens der Administration sei hier noch das Förderprogramm der Innovationsagentur des Bundes, Innosuisse im Bereich Blockchain-Technologie genannt. NTN Innovation Booster Blockchain Nation Switzerland soll Wagemutigen helfen, Ideen zu generieren und so voranzutreiben, dass konkrete Projekte oder Startups entstehen. Das Programm möchte Konzerne und ihre Ressourcen mit den technologischen Lösungen und jungen Startups zusammenbringen, so dass Innovatoren und Unternehmen im Idealfall gemeinsam die technologische Zukunft in der Schweiz und möglicherweise sogar weltweit gestalten.


Und was macht die internationale Konkurrenz? 

Bei den europäischen Konkurrenten stechen Estland durch Tempo (Firmengründung in 18 Minuten, alles digital in Abwesenheit) bzw. Malta und Zypern (sehr zurückhaltende Regulierungen) hervor. Alle drei kleinen Länder haben ebenfalls Tempo und Agilität als Wettbewerbsvorteil erkannt und schaffen ein eher „kryptofreundliches“ Investitionsklima. Nach anfänglichem Wildwuchs, nebst Geldwäscherei und Korruptionsskandal, soll in Estland eine bessere Regulierung noch in 2021 erfolgen, man wird die Entwicklung aus der Schweiz sicher genau beobachten.  Aus Platzgründen lasse ich die globale Konkurrenz der Schweiz aus Dubai und Miami mal aussen vor. Man darf aber davon ausgehen, dass weder die ambitionierten Scheichs am Golf, noch Miami, das Krypto-Zentrum auf dem amerikanischen Doppelkontinent, in Ihrer Dynamik nachlassen und ernstzunehmende Konkurrenzen des Schweizer Krypto-Valleys in Zukunft darstellen werden.

Und schliesslich blieb auch in Deutschland die Entwicklung in der Schweiz nicht unbeobachtet: Ende Juni 2021 hat die Deutsche Börse AG eine Mehrheitsbeteiligung an der Crypto Finance Gruppe mit Niederlassungen in Zug und Zürich erworben, wie aus einer gemeinsamen Mitteilung der Unternehmen hervorging. Man schätzt die Investition im «moderaten dreistelligen Millionen-Bereich» ein, der deutsche Finanzkonzern wird künftig zwei Drittel am Schweizer FinTech halten.


Es bleibt also spannend, Blockchain ist die Zukunft! 

Herzliche Grüsse aus Zürich, Euer Finanz-Uhu


Tags

Kryptowährungen, Schweiz


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