In diesem Beitrag werden der Zusammenhang sowie die Wirkungsweise von Inflation und Kryptowährungen erörtert.
Darüber hinaus wird ein Ausblick gegeben, ob sich Kryptowährungen im Vergleich mit Gold auch als Inflationsschutz eignen und wie sie sich im aktuell inflationären Umfeld weiterhin verhalten könnten.
Los geht's.
Was ist Inflation?
Inflation beschreibt im Grunde das Resultat von Kaufkraftverlust durch Entwertung eines Tauschmittels (in der Regel als Geld bezeichnet). Dabei ist Inflation kein neues Phänomen. Inflation begleitet die Menschheit seitdem es zu Tauschgeschäften kommt.
Bereits in der Antike und später im Mittelalter waren etwa Edelmetallmünzen ein gängiges und damit akzeptiertes Tauschmittel, mit dem Waren und Dienstleistungen bezahlt werden konnten. Dabei war der verwendete Edelmetallwert bei der Prägung dieser Münzen wichtig für ihren Tauschwert.
Wurden diese Münzen in Kriegszeiten mit geringerem Edelmetallgehalt geprägt, so konnte man auch hier eine Inflationierung der Münzen als Tauschmittel feststellen. Im Zweifel wurden diese Münzen sogar nicht mehr als Tauschmittel akzeptiert.
Eine sehr ähnliche Tendenz lässt sich heute mit unserem normalen Geld, wie dem Euro, aber auch mit verschiedenen Kryptowährungen feststellen. Hier geht es dann aber um die im Umlauf befindliche Menge und nicht mehr um den Edelmetallgehalt.
Inflation des Geldes
Die Kaufkraftentwertung des Geldes ist für viele Menschen zu abstrakt. Daher eine einfache Frage: Sind 100 Euro heute genauso viel wert, wie in einem Jahr? Eine kurze Antwort: „Nein!“. Zumindest normalerweise nicht.
Woran liegt das jetzt genau?
Man wird sich mit diesen 100 Euro nach einem Jahr in der Regel nicht mehr die exakt gleichen oder gleichwertige Waren oder Leistungen kaufen können. Das liegt auch an der systematischen und damit gewollten Preiseskalation durch die Europäische Zentralbank (EZB). Die EZB versucht mit ihrer Geldpolitik die Inflationsrate aktuell bei 2% pro Jahr zu halten.
Denn eine geringe Inflation ist durchaus ökonomisch sinnvoll und damit auch gewollt.
Es gibt nur Eines was schlimmer ist und noch mehr befürchtet wird als eine hohe Inflation: Deflation.
Warum Deflation so schlimm ist, führt an dieser Stelle aber zu weit. Halten wir einfach fest, dass Deflation das Gegenteil von Inflation ist und der Begriff später noch einmal auftauchen wird.
Inflation beim Bitcoin
Wie wirkt sich Inflation jetzt beim Bitcoin aus?
Der Bitcoin hat ein „hartes Cap“. Damit ist die verfügbare Menge an Bitcoins gemeint. Wir wissen schon heute: Maximal 21 Millionen Bitcoins können geschürft werden. Danach ist Schluss. Ein Großteil dieser verfügbaren Bitcoins wurden sogar bereits geschürft.
Dieses Limit unterscheidet insbesondere den Bitcoin von unbegrenzten Fiat-Währungen wie dem Euro. Beim Euro bestimmt die EZB durch ihre Geld- und Zinspolitik über die Geldmenge. Dasselbe gilt für die Federal Reserve in den USA für den US-Dollar.
Die maximale Menge der verfügbaren Bitcoins hingegen kann nicht mehr beeinflusst werden. Die Menge steht fest. Vermutlich ist die tatsächlich verfügbare Menge an Bitcoins auch deutlich geringer, da knapp 3,7 Millionen Bitcoins bereits als verloren gelten.
Demnach gilt der Bitcoin auch als inhärent deflationäres Anlagegut und steht damit im absoluten Kontrast zu den gängigen Fiat-Währungen wie dem Euro oder dem US-Dollar.
Eignung von Kryptowährungen als Inflationsschutz
Bloomberg hat Kryptowährungen vor kurzem als eine „unperfekte Absicherung gegen Inflation“ beschrieben. Der Artikel erscheint nicht grundlos kurz nachdem die Inflationsdaten in den USA durch die Decke gehen.
Die deflationäre Wirkung von Bitcoin und weiteren Kryptowährungen wird insbesondere als potentielle Absicherung im Rahmen des Portfoliomanagements gesehen. Als perfekt gilt die Absicherung vor Inflation aber nicht, weil die Volatilität der Anlageklasse einfach immer noch sehr hoch ist.
Inflationsschutz: Bitcoin vs. Gold
Warum denn nicht einfach den „sicheren Hafen“ Gold als Inflationsschutz ins Portfolio holen? Gold ist doch seit Dekaden bekannt dafür einen guten Schutz gegen Inflation zu geben. Gold ist einer dieser Sachwerte, der bei hoher Inflation besonders gut performt, wird oft geschrieben. Damit stellt sich die Frage, wofür man dann überhaupt Kryptowährungen als Inflationsabsicherung benötigt. Immerhin gibt es auch Kritiker, die behaupten der intrinsische Wert von Bitcoin wäre 0. Zudem besteht Bitcoin erst seit kurzem. Im direkten Vergleich zum Kurszettel vom Gold und konnte sich Bitcoin also noch gar nicht als Inflationsschutz beweisen.
Ich denke, dass man Bitcoin sehr wohl mit Gold vergleichen und damit auch als „digitales Gold“ sehen kann. Zunächst gibt es einige Parallelen zwischen Gold und Bitcoin: Beides muss unter hohem Energieaufwand geschürft werden. Für mich ist es hierbei unerheblich, ob dabei in einem Tagebau schwere Bagger bewegt und Löcher gegraben werden, oder ob äußerst komplexe Matheaufgaben durch Computer gelöst werden. Weiterhin sind auch die Goldvorkommen auf der Erde begrenzt. Dasselbe gilt wie bereits beschrieben auch für Bitcoin. Weiterhin geben wir dem Gold den Preis, weil wir uns darauf geeinigt haben (vor Jahrhunderten), dass Gold wertvoll ist und wir es als Tauschmittel akzeptieren. Dennoch zahlen wir heute in der Regel nicht mit Gold (nach Bretton-Woods gab es auch keine Golddeckung mehr). Das gleiche gilt aus meiner Sicht auch für den Bitcoin. Ursprünglich als digitales Zahlungsmittel vorgesehen, dient es jetzt – analog Gold – vor allem als Wertspeicher. Andere Kryptowährungen eignen sich eher für Zahlungsabwicklung als der Bitcoin.
Für mich ist die Diskussion „Gold vs. Bitcoin“ aber kein entweder oder. Vielmehr macht es Sinn über beide Anlagegüter nachzudenken und zumindest einen geringen Teil des Portfolios in Kryptowährungen zu investieren, um sich vor der Inflation zu schützen. Wobei harte Stable Coins wie der Bitcoin bevorzugt werden sollten, wenn man über einen Inflationsschutz nachdenkt. Nicht umsonst wird der Bitcoin auch als „digitales Gold“ bezeichnet.
Ausblick auf Inflation und Kryptowährungen
Aus meiner Sicht könnte die hohe Inflation und die damit einhergehende Entwertung der Fiat-Währungen eher als Katalysator für die Kursentwicklung von Kryptowährungen wirken. Warum? Weil immer mehr Menschen versuchen werden der Geldentwertung der Fiat-Währungen zu entkommen.
Kryptowährungen könnten dabei eine Alternative zu bestehenden als inflationssicher geltenden Anlageklassen wie etwa Immobilien, Aktien oder Edelmetallen sein. Die Inflation könnte also dazu führen, dass sich viel mehr Menschen mit Kryptowährungen beschäftigen und auch tatsächlich beginnen in diese junge Anlageklasse zu investieren, was den Kurs weitertreiben dürfte.
Zu diesem Ergebnis kam jüngst auch Bloomberg, die das zeitnahe Erreichen der 100.000 US-Dollar beim Bitcoin für möglich halten. Kryptowährungen haben also durchaus Potential das Portfolio als Inflationsschutz zu ergänzen und damit abzusichern. Bedingt durch die immer noch hohe Volatilität, sollte man hier aber nur einen kleinen Anteil des Portfolios investieren und auf Stable Coins wie den Bitcoin oder Ethereum setzen.
Über den Autor:
Marius von finanzbeben.de schreibt auf seinem Blog regelmäßig Beiträge zur Förderung von finanzieller Freiheit und Bildung und möchte damit einen Teil zur finanziellen Schwarmintelligenz beitragen.